Keine Zeit zum Durchatmen: Löwen gegen Ingolstadt und in Köln
ERC Ingolstadt: Spitzenreiter, Spitzenreiter…
Die Panther sind -zumindest zum Jahreswechsel- das Maß der Dinge in der PENNY DEL. Unangefochtener Spitzenreiter, der mit Abstand beste Angriff der Liga (118 GF) und eine der besten Hintermannschaften (76 GA)- das sind die Rezepte für ein Topteam und in dieser Form natürlich auch Meisterschaftskandidaten. Bei den Strafen und Special Teams (19,3% PP, 78,5% PK) liegt der ERCI interessanterweise „nur“ im guten Durchschnitt der Liga. Gleichzeitig stellt dies das herausragende 5-gegen-5-Spiel der Bayern heraus: Mit einem Corsi-Quote von 55,1% liegen die Panther auf Platz 3 der Liga, bei den Pässen, vor allem in die Offensive und den Schüssen sind die Ingolstädter ebenfalls immer unter den Top-3 der Liga. Das Team von Mark French überragt nicht in mit oder in einer einzelnen Disziplin, sondern mit einem in allen Facetten durchgeplanten offensiven Spiel. Stellt sich der Gegner auf einen Modus ein, gelingt es Ingolstadt oft auf anderen Wegen zum Erfolg zu kommen- und sei es allein dadurch, dass das konstant nach vorne ausgerichtete Spiel jeden Gegner irgendwann müde macht.
Mindestens in jedem zweiten Spiel punkteten die Panther in dieser Saison, lediglich mit einer Ausnahme, als sie Ende Oktober gegen München und Berlin zweimal nach 60min verloren. Da erstaunt es nahezu, dass die Löwen bisher auch schon zwei Punkte gegen die Panther holten: Beim 3:2 OT-Sieg zu Halloween. Das erste Saisonduell in der Saturn-Arena gewannen die Hausherren glatt mit 2:0.
Top-Scorer im Dress der Panther sind Verteidiger Alex Breton (14 T, 16 A = 30 P) und Myles Powell (11 T, 19 A = 30 P). Mit Leon Hüttl kommt zudem ein alter Bekannter in die Eissporthalle, der aktuell ebenfalls eine herausragende Runde spielt und mittlerweile zu den besten deutschen Verteidigern der Liga gehört.
Kölner Haie: Effektivität bestimmt das Handeln
Mit den Haien erwartet die Löwen am Montag ein weiterer unangenehmer Gegner- wie sich erst vor zwei Wochen zeigte. Quasi im „Hinspiel“ unterlagen die Löwen in Köln knapp mit 4:3 und hierbei wurde genau das deutlich, was die Haie ausmacht: Effektivität. Wenn sie im Spiel sind und der Gegner ihnen auch nur eine kleine Chance gibt, beißen sie zu. Mit 79 zu 83 Toren/Gegentoren ist das Torverhältnis der Haie eigentlich „zu schlecht“ für ein Team auf Platz 6 der Tabelle, aber die Haie treffen eben dann, wenn es sein muss. „Torfestivals“ gab es bei den Haien praktisch nur zu Beginn der Saison. Seit Ende Oktober haben sich die Haie gefestigt und nur selten gibt es Spiele mit mehr als zwei Toren Differenz, unabhängig ob Sieg oder Niederlage.
Köln ist in Summe das fairste Team der Liga mit den wenigstens Strafminuten, auch bei den Zwei-Minuten-Strafen (105) sind die Haie deutlich über dem Durchschnitt. Auch bei Pässen und Puckbesitz sind die Haie stark, so dass sie es ihrem Gegner schwer machen gegen sie zum Erfolg zu kommen.
Ansonsten fallen die Haie statistisch wenig auf: Ihr Powerplay ist ähnlich mäßig (17,44%), wie das der Löwen (19%), ihr Unterzahlspiel (81,71%) im Gegenzug fast ähnlich stark (Löwen 82,91%). Die Corsi-Quote (48,97%) ist für ein Top-6-Team ebenfalls erstaunlich unterdurchschnittlich.
Individuell ragt bei den Haien der letztjährige Löwen-Goalie Julius Hudacek heraus (92,3% Fangquote, 2,00 GAA), offensiv sind es Top-Scorer Louis-Marc Aubry (12 T, 12 A = 24 P) und Greg MacLeod (9 T, 13 A = 24 P). MacLeods Einsatz gegen die Löwen ist allerdings sehr fraglich, da er die letzten Partien fehlte. Überhaupt fehlten den Haien beim jüngsten Spiel in Bremerhaven eine ganze Reihe von Spielern. Eine ähnlich kurze Bank auch am Samstag dürfte die Chancen der Löwen auf Beute verbessern.
In der Saisonserie steht es bisher 1-1, denn die erste Partie im September gewannen die Löwen mit 5:1.
Löwen Frankfurt: Turn around?
Was bedeutet der Sieg gegen Iserlohn (neben dem direkten Punktgewinn gegen einen Konkurrenten)? Option A: Dass es am Ende nicht die erhofften 3 Punkte gegen den Vorletzten waren und die Löwen eine Zwei-Tore-Führung verspielten, hängt in den Köpfen. Option B: Dass eben trotz der Rückschläge ein Weg zum Sieg gefunden wurde und man selbst in einem nur 30min lang gut geführten Spiel die Oberhand behielt, gibt Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und stärkt den Willen.
Alle Fans der Löwen werden natürlich auf Option B hoffen und die Coaches um Tom Rowe auch eben jene Blickweise in den Vordergrund stellen- erst Recht, weil in der vergangenen Niederlagenserie oft das Gegenteil „klappte“: Die Löwen spielten gut, standen am Ende aber mit leeren Händen da.
Die Partie gegen Iserlohn deutete wieder einmal an, wie gut die Löwen sein können, wenn sie dem Gameplan von Tom Rowe & Co folgen. Mit aggressivem Forechecking hinderten sie den Gegner an dessen Spielaufbau und offensiver Entfaltung. Selbst zwei Gegentore brachten die Löwen nicht vom Weg ab. Offensive Produktion verschiedener Spieler (Wirt, Lobach, Cimmerman, Proft…) nicht nur der Top-Reihen, gab dem Gegner keine Zeit zur Erholung, auch wenn einmal nicht die Top-6 auf dem Eis standen. Und dann traf auch noch das Powerplay in 2 von 4 Situationen… Eigentlich passte vieles- wenn da nicht der Einbruch ab dem zweiten Powerbreak gewesen wäre. Ab der Spielmitte wirkten die Löwen etwas gesättigt, setzten ihren Gegner offensiv deutlich weniger unter Druck, produzierten wesentlich weniger Schüsse & Torschüsse und ließen gleichzeitig in der Abwehr zu viele Abschlüsse, gerade auch aus dem Zentrum, zu.
Was dieser Rückblick mit den Partien gegen Ingolstadt und Köln zu tun hat? Beide Teams sind offensiv wesentlich stärker und cleverer als die Roosters und werden eine solche Fülle an Gelegenheiten, wie die Löwen Iserlohn boten, höchstwahrscheinlich zu mehr Treffern nutzen. Insbesondere der Defensivzugriff „im Durcheinander“, z.B. nach Rebounds oder abgefälschten Pässen etc., sollte bei den Löwen gegen die beiden kommenden Gegner wieder griffiger werden. Ganz speziell gilt dies im 2. Drittel in dem die Löwen zuletzt immer wieder Probleme hatten ihr gutes Spiel der ersten zwanzig Minuten fortzusetzen. Ob es an den längeren Wechselwegen liegt, die den Spielertausch erschweren und so mehr längere kräftezehrende Shifts bedingen oder die Spieler sich im Kopf „zu sicher“ sind… der Grund für die Einbrüche ist nicht bekannt.
Sicher ist: Gegen Ingolstadt und Köln werden die Löwen zweimal richtig gute Leistungen über weitaus mehr als nur 30 Minuten hinlegen müssen, um Punkte mitzunehmen. Und so schwierig dies erscheinen mag: Gegen die Eisbären klappte es auch.