Endlich wieder Eiszeit!
Nürnberg IceTigers: Wie gut sind sie ohne Tom Rowe?
Es spricht für einen Trainer, wenn dessen Abgang als der wohl schwerwiegendste Verlust des Sommers gewertet wird. Noch dazu, wenn der Coach in seiner dreijährigen Schaffenszeit eigentlich „nur“ dreimal die erste Play-Off-Runde erreichte. Doch im Falle von Nürnberg und Tom Rowe trifft dieser Fall zu. Große Fußstapfen warten demnach auf seinen Nachfolger Mitch O’Keefe, der in den vergangenen Jahren in Innsbruck ähnliche Resultate erzielte. Gleichwohl wirft Nürnbergs Kader für die aktuelle Saison zumindest einige Fragezeichen auf. Sollen die Resultate der Vorsaison(s) wiederholt werden, muss in Franken einiges passen:
Im Tor blieb Kontinuität im Tigerkäfig: Das Duo Niklas Treutle und Leon Hungerecker geht schon in die dritte gemeinsame Saison in der Bratwurstmetropole. Mit 175 Gegentreffern kassierte Nürnberg die drittmeisten Tore in der vergangenen Saison. Entsprechend wird dieser Mannschaftsteil bei Mitch O’Keefe & Co. besonders im Fokus stehen. Sechs Spieler blieben aus der Vorsaison (Braun, Böttner, Karrer, Merkl, Shaw und Weber), neu sind zwei Nordamerikaner: Cody Haiskanen und Owen Headrick. Beide 27 Jahre alt, beide klopften in den letzten Jahren an der AHL an, spielten aber zumeist in der ECHL. 2022/23 war Headrick der punktbeste Verteidiger der Liga, Haiskanens Spielweise ist defensiver ausgelegt. Erfahrung in Europa (und mit der IIHF-Eisfläche) haben beide noch nicht, entsprechend dürfte ihre Umstellung auf das Spiel „hier“ ein zentraler Aspekt der Nürnberger Verteidigungssicherheit werden.
Im Sturm kommt Neuzugang Jeremy McKenna ebenfalls direkt aus der ECHL, Samuel Dove-McFalls war immerhin eine halbe Saison in der Lausitz aktiv, nur Will Graber kennt Europa zumindest schon aus zwei Jahren bei Ässat in Finnland. Graber dürfte mit seinem 2-Wege-Spiel ebenfalls von großer Bedeutung für das Nürnberger Spiel werden, ebenso wie das Duo Evan Barratt und Charlie Gerard, das einst schon in Reading zusammen agierte, und seit dem letzten Jahr in Nürnberg harmoniert.
RedBull München: Mission Meistertitel?
Bei einem Team wie München ist die Frage nach dem Saisonziel eigentlich obsolet. Auch wenn ein Meistertitel gerne mit Phrasen wie „erstmal in die Play-Offs kommen und dann kann alles passieren“ kaschiert wird- letztlich will ein Team wie die Red Bulls am Ende den Pokal in die Höhe stemmen. Erst Recht, wenn man über so viel Offensivkraft verfügt, wie der EHC:
Unpassend kam natürlich die Verletzung von Stürmer Trevor Parkes, der in den ersten Monaten ausfallen wird. Doch das Münchner Management verlor keine Zeit und reagierte mit der Nachverpflichtung von Taro Hirose. Der Kanadier kommt aus der Organisation der Detroit RedWings nach Bayern. Immerhin 60 Spiele absolvierte er in den letzten 5 Jahren in der NHL, zumeist lief er für Grand Rapids in der AHL auf. Ebenfalls neu im Sturm ist Adam Brooks der zuletzt in Lehigh Valley (AHL) spielte, davor aber ebenfalls auf 43 NHL Einsätze in mehreren Jahren kam. Ansonsten blieb im Angriff der RedBulls vieles beim Alten: Tobi Eder kehrte aus Zug zurück, interessant dürfte die weitere Entwicklung von Talent Veit Oswald werden.
Die Offensivkraft Münchens endet allerdings nicht mit dem Angriff. Auch die Verteidiger üben stetig Druck nach vorne aus. Die Ende des letzten Jahres verpflichteten Emil Johansson und Les Lancaster bilden mit Jonn Blum ein fast schon überragendes AL-Trio, Dominik Bittner, Konrad Abeltshauser und Maximilian Daubner komplettieren die Top-6. Einzig die beiden Goalies Mathias Niederberger und Christopher Kolarz sind offensiv bisher noch nicht in Erscheinung getreten…
Dennoch dürfte der Gegner vom Sonntag die Löwen vor allem in deren Defensive vor die erste ganz große Probe stellen.
Löwen Frankfurt: Fokus Defensive
“Besser sein als letztes Jahr” – so simpel lautet das Saisonziel für die Löwen, formuliert von Sportdirektor Daniel Heinrizi. Und in Anbetracht der jüngsten Verletztungs-Hiobsbotschaft kann wohl (oder Übel) auch nur dieses Ziel als realistisch angesehen werden: Ausgerechnet der neue No.1-Goalie Jussi Olkinuora verletzte sich im Training am Meniskus. Er wurde bereits operiert, aber anstelle von seiner angedachten Stelle im Löwen-Tor, startet er an diesem Wochenende lediglich seine Reha.
Als wohl einziger Akteur einer Eishockey-Mannschaft kann der Goalie ein Spiel auch einmal im Alleingang offenhalten (oder gar gewinnen) und Fehler seiner Vorderleute nullifizieren. Diese Qualität wäre natürlich gerade in der jetzt frühesten Saisonphase gefragt, wenn die Abstimmung der Vorderleute noch gar nicht vollkommen sein kann.
So wird nun Cody Brenner in diesen Fokus rücken. Dem eigentlich als Back-Up eingeplanten Neuzugang ist die Rolle „unter Beschuss“ aus seinen letzten Jahren nicht unbekannt: In Schwenningen und zuvor in Bietigheim litt er nie an Unterbeschäftigung. Seine Stats spiegeln dabei keineswegs sein Potenzial und Können wider, das vor allem von auf seinem Stellungsspiel und einer guten Athletik fußt.
Entsprechend viel wird am kommenden Wochenende auch auf die Verteidigung der Löwen zukommen- dies dürfte am Sonntag gegen München noch mehr gelten als beim Saisonauftakt gegen Nürnberg. Aggressives Forechecking, um einen geordneten Spielaufbau des Gegners zu verhindern, gepaart mit einem intensiven Backchecking aller Mannschaftsteile über die kompletten beiden Spiele dürften für den Erfolg fast noch wichtiger werden als sonst.
Und natürlich täte es den Löwen gut, wenn die Offensive nunmehr „klickt“ und mit eigenen Toren für Entlastung auf dem Eis und Stimmung auf den Rängen sorgt.
Prognosen hin, Personal her: Es ist angerichtet für die neue Eiszeit in der Eissporthalle Frankfurt. Auf Geht’s Löwen!