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Spielberichte

Das Comeback der Comeback-Boys: Löwen drehen unglaubliche Partie

Ein sensationelles Finale führt die Löwen in einem schon verloren geglaubten Spiel gegen die Straubing Tigers noch zu einem 3:2-Heimsieg nach Penaltyschießen.

 

57:39 Minuten sah Straubing wie der absolut sichere Sieger einer Partie aus, in der sich die Löwen an der wohl besten Verteidigung der Liga schlicht die Zähne ausbissen. Doch in einer Auszeit 3:35 Minuten vor dem Ende justierten sich die Löwen von Head-Coach Franz David Fritzmeier neu und glichen ein schon verloren geglaubtes Spiel mit zwei Toren bei 6-gegen-5 Spielern durch Cody Kunyk und Carter Rowney noch sensationell aus. Im Penaltyschießen sicherte der Treffer von Maksim Matushkin den extrem wichtigen Extrapunkt und einen frenetisch gefeierten Heimsieg für die Löwen vor 6.552 Zuschauern in der Eissporthalle Frankfurt. Im Tor parierte Julius Hudacek während 62:31 Minuten Spielzeit nicht nur 29 Schüsse sondern auch alle drei Straubinger Penaltys.

Ver-Bissen

Vier Minuten vor Spielende war dieser Spielbericht beim Spielstand von 0:2 für Straubing praktisch schon geschrieben. Die überragende Defense der Tigers war als entscheidender Erfolgsfaktor ausgemacht und den Gästen war (fast) schon der Status eines Meisterschaftskandidanten zugeschrieben worden - nicht, weil sie das Spiel irgendwie völlig dominierten, sondern weil sie Frankfurt sehr wenig ermöglichten und die Löwen klassisch „abkochten“. Beeindruckend war vor allem die extrem starke Defensivleistung im Schlussdrittel. Mit besagtem 0:2 ging es nämlich schon in den letzten Spielabschnitt und obwohl die Löwen natürlich versuchten offensiv noch irgendetwas zählbares zu generieren- die Tigers ließen schlicht und ergreifend genau nichts zu.

So erschien das Time-Out die unvermeidbare Niederlage nur noch um ein paar Sekunden nach hinten zu verzögern. Doch jedem der so dachte, führte die Mannschaft der Löwen ihren Charakter (nocheinmal) vor Augen.

"Kämpft, bis(s) zum Ende"

Mit der Auszeit verlies auch Goalie Julius Hudacek sein Tor, die Löwen ergriffen mit 6-gegen-5-Spielern den gefühlt letzten Strohhalm. Eine Minute lang spielten sie sich in Straubings Drittel fest, ließen den Puck laufen und kamen zu etlichen, auch guten, Abschlüssen – doch das Ergebnis blieb dasselbe, wie gut 57 Minuten zuvor: Entweder Straubings Defense oder Goalie Hunter Miska verhinderten ein Torerfolg der Löwen.

Nicht nur aus dem sagenumwobenen, sondern aus dem absoluten „Nichts“ heraus flipperte der Puck dann von Cam Brace über Dominik Bokk und einem Schoner-Save von Miska dann zu Cody Kunyk, der am langen Pfosten lauerte und den Rebound über den am Boden liegenden Goalie ins Kreuzeck versenkte (58.).

Trotz nur noch eines Tores Rückstand erschien ein Punktgewinn aber weiter in der Ferne erst Recht, da die Tigers nach dem erneuten Anspiel Puck und Löwen vom eigenen Tor fernhielten. Doch irgendwie kamen die Löwen nochmal zu einem (gewonnenen) Bully in der Angriffszone, einer letzten Puckzirkulation, einem Schuss von Matushkin, einem Rebound und tatsächlich zum unfassbaren 2:2 durch Carter Rowney. 16 Sekunden vor dem Ende.

Der Ausgleich stellte eine Partie auf den Kopf, in der den Löwen zuvor nicht sehr viel gelang. Oder vielmehr: In der Straubing nichts zuließ.

Perfekter „Biss-ness“-Plan

So bissig die Löwen, angefeuert von ihren rund 6500 wieder einmal lautstarken Fans, aus der Kabine kamen, nach 3:52min zog Michael Clarke ein gutes Stück der Energie aus der Eissporthalle. Nach einem Bullygewinn im Drittel der Löwen flipperte der Puck im Zentrum zwischen Kufen und Kellen umher, ehe er Clarke zu Füssen fiel, der einfach draufdrosch und Julius Hudacek über die linke Schulter zum 0:1 überwand.

Dank ihres sehr guten Transition-Spiels, generierten die Gäste aus Puckgewinnen mehrfach schnelle Gegenzüge, bei denen es oft gefährlich wurde. In der 16. Minute führte ein Puckverlust der Löwen in der Offensive zu einem 2-gegen-1-Konter, an dessen Ende Justin Braun mit einem feinen Handgelenksschuss nur dank einer überragenden Reaktion an Hudacek scheiterte.

Und auch das 2:0 für Straubing entstand aus einer Umschaltsituation: In der neutralen Zone gewann Tyler Sheehy einen Zweikampf an der Bande gegen Daniel Wirt, wobei dessen Schläger brach. So hatte Sheehy freie Bahn gen Hudacek. Kurz vor dem Torraum legte Sheehey quer auf Joshua Samanski der „auf der Türschwelle“ wenig Mühe hatte, den Puck in die Hütte zu drücken.

Kein Biss-chen Freude

Die Löwen waren nicht chancenlos, doch Straubings Verteidigung nullifizierte Frankfurts Offensive im Abschluss. Schon in der neutralen Zone setzten die Tigers die Löwen ordentlich unter Druck und erschwerten kontrollierte Zone-Entries effektiv. Und wann immer die Löwen im gegnerischen Drittel in Puckbesitz waren, hing ihnen ein Tiger im Nacken; Gelegenheiten sich irgendetwas „zurechtzulegen“ hatten die Löwen nahezu nie, die besten Chancen ergaben sich aus Glücksmomenten in denen Straubings Ordnung einmal überrumpelt wurde oder aus Einzelaktionen.

So wie in der 16. Minute, als Carter Rowney über halblinks aufs Tor zog, mit einem Spin-o-rama-Move seinen Verteidiger narrte und dann aus der Bewegung mit der Rückhand abschloss, aber knapp an Hunter Miska scheiterte. In der 33. Minute fiel ein abgefälschter Schuss Julian Napravnik im Zentrum der Offensivzone vor die Füsse, sein Snap Shot wurde aber ebenfalls zur Beute von Miska. Aus ähnlicher Position kam wenig später auch Cody Kunyk sehenswert im Telemark zum Abschluss, wobei er den Puck über das Lattenkreuz schaufelte.

In Erwartung stürmischer Löwen legte die Tigers-Defense im Schlussdrittel noch mal eine Tatze zu, so dass den Löwen bis zu besagtem Time-Out rund dreieinhalb Minuten vor dem Ende zu keiner zwingenden Torchance kamen. Nicht einmal das Glück half Ihnen zu einem „lucky-punch“, bis Charakter und Willen das Glück in den absoluten Schlussminuten doch noch erzwangen.

„Ja bis(s)t du deppert!?“

Straubing geschockt und mit dem Momentum völlig auf ihrer Seite, dominierten die Löwen die Verlängerung. Julian Napravnik hätte den Löwen den Nerven-Krimi des Penaltyschießens um eine Krallenbreite erspart, doch bekam er den Puck nach seinem starken Solo durch Straubings Hintermannschaft nicht mehr über den Schoner des am Boden liegenden Goalies Miska gehoben.

So kam es zum ultimativen Show-down. Als letzter Schütze der Löwen traf Maksim Matushkin mit einem feinen Rückhand-Vorhand-Rückhand-Move zur Führung, Julius Hudacek parierte alle drei Straubinger Penalties mit starken Reflexen und so sicherten sich die Löwen zwei nicht (mehr) für möglich gehaltene und dennoch extrem wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt.

Ausblick

Am Sonntag reisen die Löwen einmal quer durch die Republik zum Rekordmeister nach Berlin. Spielbeginn in der Mercedes-Benz-Arena ist bereits um 14.00 Uhr. Natürlich überträgt MagentaSport die Partie live und in Farbe.


Das nächste Heimspiel bestreiten die Löwen erst am Sonntag, den 28.1. gegen die Grizzlys Wolfsburg. Tickets für die Partie gibt es bereits jetzt im Löwen-Ticket-Shop.

Löwen Frankfurt – Straubing Tigers 3:2 n.P. (0:1, 0:1, 2:0, 0:0)

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