Brett Breitkreuz: „Frankfurt hat einen großen Platz in unseren Herzen“
Hallo Brett, seit deinem letzten Saisonspiel sind nun einige Tage vergangen. Wie geht es dir heute?
Ich fühle mich ziemlich relaxt. Ich fahre später noch in die Eissporthalle, um beim Training meines Sohnes zuzuschauen. Ansonsten ist aktuell nicht viel los. Die Geschwindigkeit des Alltages hat sich geändert. Das ist genieße ich jetzt erst mal.
Wie hast du die vergangene Saison erlebt?
Ich denke, es war eine Saison mit vielen Hochs und aber natürlich auch vielen Tiefs. Wie bei vielen anderen Saisons auch. Aber dieses Jahr war für alle sicher noch mal eine größere Herausforderung.
Der Kampf um den Klassenerhalt war keine leichte Aufgabe für euch als Team, aber auch für jeden einzelnen von euch. War diese Saison die vielleicht herausforderndste Saison in deiner Karriere?
Diese Saison war für mich vor allem mental eine große Herausforderung. Es gab andere Spielzeiten, in denen ich mich verletzte, während ich gut gespielt hatte. Das war auch hart, aber anders als in diesem Jahr. Das war vor allem mental schwierig. Wir hatten eine Gemeinschaft in der Kabine. Coole Jungs. Leider hat es auf dem Eis nicht Klick gemacht. Das war sehr frustrierend. Das habe ich nie zuvor in meiner Karriere erlebt.
Was wird dir aus deiner Karriere besonders in Erinnerung bleiben?
Am meisten wird mir das Zusammensein mit den Teamkollegen fehlen. Nach einem 6-Punkte-Wochenende bei einem Bierchen die Spiele vom Wochenende Revue passieren lassen, das sind die Erinnerungen! Aber natürlich auch die Playoffs und Meisterschaften, die ich gewinnen konnte. Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Genauso wie die Jungs, die sich für die Mannschaft und den Erfolg des Teams aufgeopfert haben
Du warst 14 Jahre lang Profi. Wie schwer fiel dir die Entscheidung, deine Karriere zu beenden?
Es ist nie leicht, nach so langer Zeit als Profi diesen Schritt zu gehen. Aber für mich ist nach einer solch schwierigen und auch mental herausfordernden Saison der Zeitpunkt gekommen, diese Entscheidung zu treffen. Mein Körper hält diese Belastungen auch nicht mehr aus. Mein Handgelenk ist kaputt. Ich hatte zwei große Knie-OPs. Und um weiter auf dem höchsten Niveau spielen zu können, wird die Saisonvorbereitung im Alter auch immer anspruchsvoller. Das ist für mich jetzt einfach zu viel. Ich will nach vorne blicken.
Wie sind deine Pläne für die Zukunft? Wirst du zurück nach Kanada gehen?
Sicher ist Kanada eine Option für die Zukunft. Ob das schon bald sein wird, weiß ich noch nicht. Ich freue mich auf die Möglichkeiten, die sich in Zukunft ergeben werden. Wir werden aber erst einmal in Frankfurt bleiben. Meine Frau arbeitet hier, meine Kinder sind in der Schule.
In Frankfurt hast du sieben Jahre verbracht. Du hast hier mit deinem Bruder gespielt, dein Sohn ist hier geboren. Was bedeutet Frankfurt als Stadt, als Ort für dich?
Frankfurt hat einen großen Platz in unseren Herzen. Ich hatte hier viel Spaß, wir haben hier viele Freunde gefunden. Ich bin glücklich, wie es gekommen ist. Cherno hatte mich nach Frankfurt geholt. Zusammen mit meinem Bruder haben wir hier die Meisterschaft in der DEL2 gewonnen. Insgesamt haben wir vier Jahre zusammengespielt. Das war schon sehr cool. Dann bin ich für eine neue Herausforderung nach Bietigheim gewechselt. Das war auch eine tolle Zeit, habe mich dann aber am Knie verletzt. Ich habe mich wieder zurückgekämpft und als der Anruf von Franz kam, habe ich mich gefreut, wieder nach Frankfurt zu kommen. Hier vor den Löwen-Fans zu spielen, hat immer großen Spaß gemacht. Sie haben mich von Tag 1 an unterstützt. Das werde ich vermissen: Durch den Tunnel aufs Eis zu laufen, vor den wichtigen Spielen, das wichtige Tor zu schießen. Ja, Frankfurt wird immer unser zweites Zuhause sein.
Du hast 357-mal für die Löwen Frankfurt gespielt. Gibt es ein Spiel, ab das du heute gerne zurückdenkst?
Es sind wohl drei Spiele, die besonders in Erinnerung blieben. Natürlich das entscheidende Finalspiel gegen Bietigheim, als wir die erste DEL2-Meisterschaft gewinnen konnten. Die Löwen waren noch nicht lange in der Liga und wir wollten uns in der Liga etablieren. Und dann gewinnen wir in Frankfurt diese Meisterschaft – vor den eigenen Fans. Mein Vater war auch dabei. Und mein Bruder mit mir auf dem Eis. Das war ein großartiges Gefühl. Es war die erste Meisterschaft in meiner Profi-Karriere. Und Frankfurt war wieder auf der Eishockey-Landkarte. Das zweite besondere Spiel war natürlich das andere Finale – in Ravensburg, als wir den Aufstieg perfekt machten. Wir waren eine super Truppe und in all diese glücklichen Gesichter meiner Mannschaftskollegen zu schauen, war schon ein besonderer Moment. Und dann das erste DEL-Spiel der Löwen in Wolfsburg. Wir hatten gewonnen und ich konnte meinen ersten DEL-Treffer nach zehn Jahren erzielen. Das war cool. Für mich, die Fans und die gesamte Organisation!